Montag, 3. November 2008

Die Wahlen vom 4. November

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Wahlen vom 4. November

Der morgige Tag wird ein Tag von großer Bedeutung werden. Die Weltöffentlichkeit wird aufmerksam den Verlauf der Wahlen in den Vereinigten Staaten verfolgen. Es geht um die mächtigste Nation der Welt. Mit weniger als fünf Prozent der Weltbevölkerung verbraucht dieses Land jährlich riesige Mengen Erdöl und Erdgas, Mineralien, Rohstoffe, Konsumgüter und Importprodukte hoch entwickelter Technologie; viele davon, insbesondere die aus Bergwerken gewonnenen Kraftstoffe und Produkte, sind nicht erneuerbar.

Dieses Land ist der größte Waffenhersteller und -exporteur. Die Rüstungsindustrie rechnet darüber hinaus mit einem unersättlichen Markt im eigenen Land. Seine Luftwaffe und seine Kriegsmarine konzentrieren sich in Dutzenden von Militärstützpunkten in anderen Ländern. Die strategischen Raketen der USA mit nuklearen Sprengköpfen können mit aller Präzision jeden beliebigen Punkt der Welt treffen.

Viele der besten Intelligenzen des Planeten werden aus ihren Heimatländern gestohlen und dem System zur Verfügung gestellt. Es ist ein parasitäres und ausplünderndes Imperium.

Wie bekannt ist, ist die durch den Sklavenhandel jahrhundertelang in das Gebiet der Vereinigten Staaten gebrachte schwarze Bevölkerung das Opfer schwerer rassischer Diskriminierung.

Obama, der demokratische Kandidat, ist teilweise schwarzer Herkunft und in ihm dominieren die dunkle Farbe und andere physische Merkmale dieser Rasse. Er konnte in einer Hochschule studieren, die er mit brillanten Noten abschloss. Er ist zweifellos intelligenter, kultivierter und gelassener als sein republikanischer Gegner.

Ich analysiere die morgigen Wahlen, während die Welt unter einer schweren Finanzkrise leidet, der schlimmsten seit den 30er Jahren, einer von zahlreichen weiteren, die im Verlauf von mehr als einem Dreiviertel-Jahrhundert die Wirtschaft zahlreicher Länder ernsthaft beeinträchtigt haben.

Die internationalen Presseorgane, die politischen Beobachter und Kommentatoren widmen diesem Thema einen Teil der Zeit. Obama wird als der beste politische Redner der letzten Jahrzehnte in den USA angesehen. Seine Mitbürgerin Toni Morrison, eine ausgezeichnete Schriftstellerin und Literatur-Nobelpreisträgerin des Jahres 1993 - die erste Angehörige ihrer Ethnie, die in den USA geboren wurde und diese Auszeichnung erhielt, bezeichnet ihn als künftigen Präsidenten und Poeten dieser Nation.

Ich habe den Kampf zwischen beiden Wahlgegnern beobachtet. Der schwarze Kandidat, der mit seiner Nominierung im Wahlkampf gegen starke Gegner so sehr in Erstaunen versetzte, hat seine Ideen sehr gut verknüpft und hämmert sie immer wieder in das Gemüt der Wähler ein. Er zögert nicht bei seiner Aussage, dass alle nicht nur Republikaner oder Demokraten, sondern US-Bürger sind, Mitbürger, die er als die Produktivsten der Welt bezeichnet; dass er die Steuern der Mittelschicht, in die er fast alle Bürger einschließt, reduzieren wird; dass er die Armut beseitigen und die Armen zu den Reichsten machen wird. Die Einnahmen sollen nicht zur Rettung der Banken bestimmt werden.

Er wiederholt immer wieder, dass die ruinösen Ausgaben des Bush-Krieges im Irak nicht von den US-Steuerzahlern getragen werden sollen. Er werde diesen Krieg beenden und die Soldaten in die USA zurückbringen. Vielleicht hat er daran gedacht, dass dieses Land nichts mit den Terrorangriffen vom 11. September 2001 zu tun hatte. Der Krieg hat das Blut Tausender von US-Soldaten, die in den Schlachten starben oder verletzt wurden, und das Leben von über einer Million Menschen dieser muslimischen Nation gekostet. Das war ein vom Imperium auferlegter Eroberungskrieg auf der Suche nach Erdöl.

Aufgrund der Finanzkrise und deren Folgen bereitet die Wirtschaft den US-Bürgern augenblicklich mehr Sorgen als der Krieg im Irak. Sie werden von den Sorgen um die Arbeitsplätze, um die Sicherheit ihrer Ersparnisse auf den Bankkonten, um die Rentenfonds geplagt, von der Furcht, die Kaufkraft ihres Geldes und die Wohnungen, wo sie mit ihren Familienangehörigen wohnen, zu verlieren. Sie wünschen sich, die Sicherheit zu haben, unter allen Umständen angemessen medizinisch betreut zu werden, und die Garantie des Rechtes ihrer Kinder auf eine Hochschulausbildung.

Obama ist herausfordernd, ich denke, dass er sich in Gefahr begeben hat und sich in zunehmende Gefahr begeben wird, in einem Land, wo ein Extremist kraft eines Gesetzes an jeder Ecke eine hoch entwickelte moderne Waffe erwerben kann, genauso wie damals in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im westlichen Landesteil der Vereinigten Staaten. Er unterstützt sein System und stützt sich selber darauf. In der Tat spielt die Sorge um die schweren Problemen der Welt keine wichtige Rolle im Kopf von Obama, und umso weniger im Kopf des Kandidaten, der als Kriegspilot ohne jegliche Gewissenbisse Dutzende Tonnen Bomben auf die Stadt Hanoi, 15.000 Kilometer von Washington entfernt, abgeworfen hat.

Als ich Lula am vergangenen Freitag, dem 30., schrieb, habe ich ihm neben dem, was ich in der Reflexion des 31. Oktober erzählt habe, wörtlich mitgeteilt: „Rassismus und Diskriminierung existieren in der US-Gesellschaft seit diese vor mehr als zwei Jahrhunderten entstand. Schwarze und Lateinamerikaner sind dort ständig diskriminiert worden. Ihre Staatsbürger wurden in einer Konsumgesellschaft erzogen. Die Menschheit ist objektiv durch ihre Massenvernichtungswaffen bedroht.”

„Das Volk der Vereinigten Staaten macht sich mehr Sorgen über die Wirtschaft als über den Krieg in Irak. McCain ist alt, kampflustig, ungebildet, wenig intelligent und nicht bei guter Gesundheit.”


Zum Schluss fügte ich hinzu: „Wenn meine Einschätzungen falsch wären, der Rassismus sich trotz allem durchsetzen und der republikanische Kandidat die Präsidentschaft übernehmen würde, dann würde die Kriegsgefahr steigen und die Chancen der Völker, voranzukommen, würden sich verringern. Trotz alledem gilt es zu kämpfen und das Bewusstsein darüber zu schaffen, wer auch immer diese Wahlen gewinnt.”

Wenn meine Meinung morgen veröffentlicht wird, wird niemand mehr Zeit haben, zu sagen, dass ich etwas geschrieben habe, was von einem der Kandidaten zu Gunsten seines Wahlkampfes ausgenutzt werden könnte. Ich sollte beim Wahlkampf neutral bleiben und bin es geblieben. Das ist keine "Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Vereinigten Staaten”, wie das gegenüber der Souveränität der anderen Länder so respektvolle State Department sagen würde.


Fidel Castro Ruz

3. November 2008
16.10 Uhr

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